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Inflation – mittendrin statt nur dabei

Mit schätzungsweise 4,1 Prozent ist die Inflationsrate in Deutschland so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Bereits den neunten Monat in Folge sind die Verbraucherpreise gestiegen, was sich auch an den Preisen für Baustoffe bemerkbar macht. 

Die Mehrwertsteuersenkung aufgrund der Corona-Pandemie hat zu sinkenden oder stabilen Verbraucherpreisen in Deutschland geführt. Nachdem die Verbraucherpreise sechs Monate lang gefallen sind, ist seit neun Monaten in Folge wieder eine Preissteigerung zu beobachten, nachdem wieder der ursprüngliche Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent gilt. Im September 2021 lag die Steigerung gegenüber dem Vorjahresmonat laut Schätzungen des Statistischen Bundesamtes bei 4,1 Prozent. Die Inflationsrate ist seit Juli 2021 stark angestiegen. Die steigenden Verbraucherpreise machen sich auch bei Baumaterial und im Wohnungsbau bemerkbar. Neben den Auswirkungen der coronabedingten Mehrwertsteuersenkung führt die steigende Nachfrage auf den Weltmärkten zu erheblichen Preissteigerungen.

Auswirkungen der Inflation auf die Preise für Baumaterial

Im August 2021 hat sich der Neubau von Wohnungen in Deutschland so stark verteuert wie zuletzt 1970. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden teilte mit, dass die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude um 12,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats lagen. Noch stärker war der Anstieg im November 1970, als sie um 13,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonats zugelegt hatten. Die Preise werden aktuell vor allem durch die gestiegene Nachfrage nach Baustoffen wie Stahl, Dämmstoffen und Holz auf den Weltmärkten in die Höhe getrieben. Nicht nur die Preise für Material, sondern auch für handwerkliche Tätigkeiten wie Zimmer- und Holzbauarbeiten haben sich im August stark verteuert. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach Bauholz im In- und Ausland ist eine Preiserhöhung um 46,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zu beobachten.

Auswirkungen der Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung

Die Rücknahme der temporären Mehrwertsteuersenkung macht sich stark bemerkbar, wenn es um Preissteigerungen geht. Der Bund hatte die Mehrwertsteuer befristet von 1. Juli 2020 bis zum 31. Dezember 2020 auf 16 Prozent gesenkt, um den Konsum in Deutschland während der Corona-Krise anzukurbeln. Die seit Januar 2021 wieder geltenden regulären Mehrwertsteuersätze führen zu tendenziell teurer werdenden Waren und Dienstleistungen. Allerdings wären die Baupreise auch ohne den Mehrwertsteuereffekt stark gestiegen. Angaben des Statistischen Bundesamtes zufolge hätte die Preissteigerung rein rechnerisch 9,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat betragen.

Inflationsrate aktuell bei 4,1 Prozent

Die Inflationsrate in Deutschland lag Schätzungen des Statistischen Bundesamtes zufolge im September 2021 bei 4,1 Prozent. Sie wird aus dem Preisanstieg bestimmter Waren und Dienstleistungen ermittelt, für die ein durchschnittlicher Endverbraucher im Verlauf eines Jahres Geld ausgibt. Das Statistische Bundesamt definiert einen solchen Produktwarenkorb als Grundlage für die Berechnung der Inflationsrate. Er enthält Ausgaben für

– Lebensmittel

– Kleidung

– Rohstoffe wie Benzin oder Heizöl

– Miete

– Strom

– Telekommunikation

– Freizeit

– staatliche Gebühren und Steuern.

Um eine noch höhere Inflationsrate zu finden, müssen die Statistiken bis in das Jahr 1993 zurückverfolgt werden, als sie bei 4,3 Prozent lag. Für die kommenden Monate ist mit einer weiteren Steigerung der Inflationsrate zu rechnen. Einer Schnellschätzung zufolge lag sie im August 2021 bei 3,8 Prozent, doch musste sie später auf 3,9 Prozent nach oben korrigiert werden. Auch für den September 2021 kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Inflationsrate auf 4,3 Prozent korrigiert werden muss. 

Mit Inflationsraten zwischen vier und fünf Prozent zu rechnen

Kurz vor der Veröffentlichung der neuen Zahlen durch das Statistische Bundesamt meldete die Deutsche Bundesbank, dass sie von September bis zum Jahresende 2021 mit Inflationsraten zwischen vier und fünf Prozent rechne. Allerdings ist die Prognose der Deutschen Bundesbank für Anfang 2022 positiv. Laut Ansicht der Experten könne die Teuerung dann spürbar nachlassen, doch könnte sie noch bis zur Jahresmitte bei mehr als zwei Prozent liegen. 

Keine Aussicht auf Zinssteigerungen

Mit steigenden Zinsen für klassische Geldanlagen wie Sparbücher oder Festgeld ist aktuell noch nicht zu rechnen. Auch die Zinsen für Bau- und Immobilienkredite bleiben weiterhin niedrig. Wer den Bau eines Hauses oder den Kauf einer Immobilie plant, sollte das niedrige Zinsniveau noch ausnutzen, auch wenn die Preise für Baumaterial bereits stark gestiegen sind.

Fazit:

Die Inflationsrate lag im September 2021 Schätzungen des Statistischen Bundesamtes zufolge bei 4,1 Prozent. Das ist der höchste Wert seit 1993, als die Inflationsrate bei 4,3 Prozent lag. Preise für den Neubau von Wohnungen sind im August 2021 um 12,6 Prozent gegenüber dem Niveau des Vorjahresmonats gestiegen. Gründe dafür sind die Rücknahme der coronabedingten Mehrwertsteuersenkung und die steigende Nachfrage nach Baumaterial auf den Weltmärkten. Auch für die kommenden Monate wird mit einer steigenden Inflationsrate gerechnet. Erholung ist laut Ansicht der Deutschen Bundesbank erst Mitte 2022 in Sicht.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.