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Inflation steigt und steigt – warum stagniert der Goldpreis?

Wesentliche Eigenschaften, die physischen Edelmetallen wie Gold zugeschrieben werden, sind neben der Wertbeständigkeit und der Krisensicherheit ebenfalls eine durchschnittlich gute Rendite und somit der wichtige Inflationsschutz. Exakt deshalb dürften sich momentan zahlreiche Anleger wundern, warum der Goldpreis momentan stagniert. In der aktuellen Situation müsste nämlich vor allem der zwingend notwendige Inflationsschutz ein wesentlicher Grund sein, den Goldpreis anzutreiben.

Die Inflationsrate steigt schon seit geraumer Zeit deutlich an, in den letzten Monaten auch in Deutschland. Experten rechnen damit, dass die Inflationsrate gegen Ende des Jahres sogar fünf Prozent erreichen könnte. Aus dem Grund ist es wichtig, Erklärungsansätze zu suchen, warum der Goldpreis momentan trotz deutlich steigender Inflationsraten (noch) stagniert.

Edelmetalle wie Gold mit integriertem Inflationsschutz

Zunächst einmal zur Klarstellung: Es ist nach wie vor definitiv richtig, das physische Investments in Edelmetalle wie Gold oder Silber historisch mit einem Inflationsschutz versehen sind. Der Grund besteht darin, dass es sich beim Gold um einen Sachwert handelt, der nicht davon abhängig ist, wie sich die Inflationsrate entwickelt. Das Gegenbeispiel sind insbesondere Zinsen, denn dort liegt beispielsweise der Zinssatz für Festgelder – wie es aktuell der Fall ist – deutlich unter der Inflationsrate. Anleger generieren daher keine Erträge, sondern erleiden reale Kapitalverluste. Dieses Szenario gibt es bei Edelmetallen nicht, sodass Gold nach wie vor völlig berechtigt als inflationsgeschütztes Investment zu betrachten ist. Umso mehr stellt sich die Frage, warum sich dies momentan nicht im Goldpreis widerspiegelt.

Grund 1: Höhe der Inflation noch nicht ausreichend bzw. nur vorübergehend

Ein erster Grund dafür, dass die Goldpreise momentan (noch) nicht anziehen, obwohl die Inflationsrate in Deutschland mittlerweile mit vier Prozent bereits ein bedrohlich hohes Niveau angenommen hat, ist nach Meinung einiger Experten, dass die Preissteigerungsrate trotzdem noch nicht hoch genug ist. Zum einen bedeutet dies, dass es noch nicht genügend Anleger gibt, welche die aktuelle Inflationsrate als große Bedrohung ansehen und ihr Kapital deshalb aus anderen Investments abziehen und in Edelmetalle wie Gold umschichten. Es fehlt also von dieser Warte aus betrachtet noch etwas an der typischen Inflationsangst, die eigentlich gerade in Deutschland fest verwurzelt ist. Auch die Beschwichtigungen staatstreuer Ökonomen und Zentralbanker zur lediglich nur temporär auftretenden höheren Inflation scheint ihre Wirkung bei den Marktteilnehmer zu hinterlassen. Doch zeigt ein Blick in die Geschichtsbücher, das Inflationen nie temporär auftauchen. Einmal freigelassen, lässt sich das Inflationsmonster nicht mehr aufhalten.

Hierzuland gab es mehrere Währungsreformen, die mit einer massiven Geldentwertung einhergingen. Ursache war fast immer eine hohe Inflationsrate, die naturgemäß noch heute bei zahlreichen Anlegern Angst auslöst. Noch scheint der Punkt allerdings nicht erreicht, dass die Preissteigerungsrate so hoch ist, als dass Anleger sich dazu veranlasst sehen würden, ihr Kapital beispielsweise aus Staatsanleihen oder sonstigen, verzinslichen Anlageformen in Sachwerte umzuschichten.

Grund 2: Anstieg der Anleiherenditen auf breiter Ebene

Ein zweiter Grund dafür, dass der Goldpreis trotz steigender Inflationsraten stagniert, sind die ebenfalls gestiegenen Anleiherenditen. Insbesondere in den Vereinigten Staaten sind die Zinsen für Staatsanleihen inzwischen deutlich geklettert. Wenn allerdings das Zinsniveau auf breiter Front ansteigt, sehen sich Anleger natürlich nicht dazu genötigt, Geld umzuschichten oder neues Kapital in Edelmetalle zu investieren. 

Anders ausgedrückt: Für viele Anleger werden verzinsliche Anlageformen wie Anleihen bei steigenden Zinsen wieder attraktiver, sodass sogar Umschichtungen von Edelmetallen in Anleihen nicht ungewöhnlich wären. Kurz gesagt stehen sich deshalb momentan steigende Inflationsrate als Argument für ein Investment in Gold und ebenfalls steigende Anleihezinsen entgegen, da diese eher gegen ein Investment in Sachwerte wie Gold oder Silber sprechen.

Grund 3: Manipulation des Goldpreises

Wer die Entwicklung des Goldpreises regelmäßig beobachtet, entdeckt bestimmte Auffälligkeiten im Kursverhalten. In den vergangenen Jahren sind gehäuft eigenartige Preisrückgänge und untypische Transaktionen zu beobachten. So gerät der Goldpreis auffallend oft beispielsweise um 10 Uhr New Yorker Zeit stark unter Druck. Ich gehe nicht davon aus, dass es sich hierbei um Zufälle handelt.

Steigt die Inflationsrate weiter an?

Eine der entscheidenden Fragen, von deren Beantwortung voraussichtlich auch die zukünftige Entwicklung des Goldpreises abhängen wird, lautet: Steigt die Inflationsrate noch weiter an? Diesbezüglich gibt es durchaus einige Experten, die damit rechnen, dass wir mindestens mittelfristig noch höhere Inflationsraten erzielen sehen könnten. Es gibt nämlich einige langfristige Faktoren, die eher dafür sprechen, dass es eine höhere Teuerungsrate geben wird. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Steigende Löhne
  • Steigende Preise
  • Nachhaltigkeit und Klimawandel
  • Staat sieht gewisse Inflation eher positiv

Diese möglichen Inflationstreiber sind sicherlich – zumindest in Teilen – durchaus erläuterungsbedürftig. Nehmen wir den ersten, aufgeführten Punk. Die Teuerungsrate wird sowohl durch steigende Preise als auch steigende Löhne angetrieben und befeuert. Steigende Löhne wird es in einigen Branchen zukünftig sehr wahrscheinlich geben, weil seit geraumer Zeit bereits ein eklatanter Fachkräftemangel vorherrscht. Um diesem zu begegnen, sind die Arbeitgeber faktisch dazu gezwungen, den Job durch (noch) höhere Löhne und Gehälter – gerade für Fachkräfte aus dem Ausland – attraktiver zu machen. Hilfe von Seiten der Demographie ist nicht zu erwarten, denn danach wird sich der Fachkräftemangel vermutlich noch weiter verschärfen.

Nachhaltigkeit und Klimawandel, die aktuell ein großes Thema sind, könnten ebenfalls dazu führen, dass die Inflationsrate steigt. Dies geschieht insbesondere über höhere Co2-Steuern, die natürlich wie andere Preiserhöhungen auch zu einer höheren Teuerungsrate führen werden. Ein dritter möglicher Inflationstreiber oder sagen wir besser, zumindest nicht unbedingt ein Inflationsbremser, könnte der Staat sein. Diesem kommt der Anstieg der Inflationsrate nämlich gar nicht ungelegen, weil die – auch aufgrund der Coronakrise – enormen Schuldenberge natürlich bei einer relativ hohen Preissteigerungsrate schneller verringert werden können, als wenn sich die Inflation auf einem sehr niedrigen Niveau bewegen würde. Bei höheren Inflationsraten nimmt nämlich der Gegenwert der vom Staat gemachten Schulden ab. 

Es gibt also durchaus einige Punkte, die dafür sprechen, dass die Inflationsrate in den nächsten Monaten noch weiter ansteigen könnte. Exakt deshalb gehen mittlerweile einige Experten relativ sicher davon aus, dass wir im Dezember 2021 eine Inflationsrate um die fünf Prozent in Deutschland sehen könnten.

Fazit: Preissteigerungen beim Gold in naher Zukunft vorprogrammiert

In unserem Beitrag haben wir ausführlich erläutert, warum der Goldpreis momentan trotz steigender Inflationsraten stagniert. Für Anleger ist allerdings nicht nur eine Momentaufnahme wichtig, sondern vor allem der Ausblick auf die Zukunft. Dieser fällt beim Gold durchaus positiv aus. Die Anzeichen mehren sich, dass die Inflationsrate in den nächsten Monaten und vielleicht sogar Jahren weiter anziehen könnte. 

Dafür sprechen die aufgeführten Punkte, insbesondere die steigenden Anleihezinsen und auch der Fachkräftemangel, der sich sicherlich in den nächsten ein bis drei Jahren nicht merklich verbessert werden dürfte. Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Goldpreis momentan dieser Entwicklung nur noch ein bisschen hinterher hinkt, allerdings in naher Zukunft eventuell sogar deutlicher anziehen könnte.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.