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Auch diese Blase wird platzen – ganz sicher!

Experten warnen: Die Spekulationsblase wird bald platzen 

Der lange Aktien-Bullenmarkt macht Ökonomen aus aller Welt zunehmend Sorgen. Die aktuellen Entwicklungen weisen ihrer Meinung nach bereits deutliche Symptome einer epischen Blase auf. So sei die momentane Marktphase geprägt von statistisch extremen Bewertungen, rasanten Neuemissionen, explosiven Preissteigerungen und hysterisch-spekulativem Anleger-Verhalten.

Das enorm gewachsene Interesse an Börsen-Investments ist dabei typisch für einen Bullenmarkt in der Endphase. Zusätzlich forciert wird die Entwicklung durch den Discountbroker Robinhood und sein in die Kritik geratenes Geschäftsmodell.

Discountbroker Robinhood generiert massenhaft neue Börsianer

Das im Jahr 2013 gegründete und in Menlo Park (Kalifornien) ansässige US-amerikanische Finanzdienstleistungsunternehmen hat den Markt der Discountbroker nahezu revolutioniert. Das gesamte Geschäftsmodell basiert dabei auf dem Angebot, dass Anleger über die unternehmenseigene Plattform kostenlos mit Wertpapieren handeln können.

Dieses Versprechen sorgte zum einen für einen enormen Wachstumsschub für Robinhood und zum anderen dafür, dass immer mehr Neubörsianer in den Markt strömten. Die neu rekrutierten Anleger dienen jetzt als zusätzliche Triebfeder für die extremen spekulativen Übertreibungen. Es wird Geld angelegt, ohne über ein fundiertes Wissen und Erfahrungswerte zu verfügen. Der Bullenmarkt und die Kurswerte kochen somit immer weiter hoch.

Kommt es jetzt zu einem dramatischen Kurssturz?

Das Reservoir an neuen Anlegern ist aber begrenzt. Viel mehr Nachschub an Neubörsianern gibt es nicht. Entsprechend abgeschwächt präsentiert sich das zuvor extrem starke Wachstum. Von dieser Entwicklung ist aber nicht nur Robinhood selbst betroffen. Vielmehr kann sich der nachlassende Nachschub an Anlegern auch auf die Aktien-Märkte auswirken und für die Reduktion der dramatisch-spekulativen Kursübertreibungen sorgen. Börsenkenner und Marktexperten werten dies als Signal, das für die Endphase einer Spekulationsblase und den damit einhergehenden Kursrutsch steht.

US-Börsenaufsichtsbehörde SEC ermittelt – Robinhood gerät immer stärker unter Druck

Hinzu kommt, dass das Geschäftsmodell von Robinhood immer mehr unbequeme Fragen aufwirft. Das geht so weit, dass mittlerweile offen von unseriösen Machenschaften gesprochen wird. Zudem wird die aggressive Vorgehensweise des Discountbrokers zunehmend härter kritisiert. Ganz besonders im Fokus steht dabei das Versprechen an die Kunden, keine Transaktionsgebühren für den Wertpapierhandel in Rechnung zu stellen.

Das stimmt zwar auf den ersten Blick, aber trotzdem verdient Robinhood kräftig an seinen Kunden. Denn der Finanzdienstleister veräußert die Kundenorders an im Hochfrequenzhandel aktive Fonds und verdient dadurch richtig Geld. Leidtragende dieser Vorgehensweise sind die eigenen Kunden.

Der Verdacht: gezielt schlechtere Orderausführungen für Robinhood-Kunden

Diese haben auf einmal einen klaren Wettbewerbsnachteil, da die Fonds frühzeitig die Kauf- und Verkaufsorders der Robinhood-Kunden kennen. Dadurch haben sie die Möglichkeit, risikolos und gewinnbringend bereits vor der tatsächlichen Ausführung der Orders entsprechend zu reagieren.

Für Robinhood-Kunden bedeutet dies, dass sie schlechtere Ausführungskurse erhalten. Das wiederum impliziert den Verdacht systematisch schlechter Orderausführungen, was den Kunden im Endeffekt teurer als normale Transaktionsgebühren kommt. Es ist daher nicht überraschend, dass die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC (Securities and Exchange Commission) bereits Ermittlungen aufgenommen hat.

Auch die europäische Aufsichtsbehörde ist mittlerweile involviert und prüft, ob die MiFID II-Regularien eingehalten werden. Diese schreiben vor, dass jeder Broker stets den besten Ausführungskurs für seine Kunden gewährleisten muss.

Die Entwicklung rundum Robinhood als Booster für Reduktionen

Diese Thematik sorgt gleichzeitig für nachlassendes Interesse, als neuer Anleger über Robinhood in den Aktien-Bullenmarkt einzutreten. Das erhöht die Gefahr, dass die Spekulationsblase in sehr naher Zukunft platzt und somit viele Anleger in ein finanzielles Fiasko manövriert. Wie eine solche Blase entsteht und funktioniert, beschreibt der US-Ökonom Hyman P. Minsky in seinem Buch „Stabilizing an Unstable Economy“. Demnach entsteht eine Spekulationsblase am Aktienmarkt durch die Verkettung mehrerer Umstände, die sich in fünf Phasen unterteilen lassen. Die Entwicklungen rundum Robinhood fungieren hier quasi als negative Multiplikatoren für das Platzen der Blase.

Das sind die fünf Phasen einer Spekulationsblase

1. Phase der Verschiebung

Die Anleger entdecken ein innovatives Produkt, eine neue Technologie oder auch besondere Geschäftsmodelle bzw. Angebote. Anfang des Jahres 2000 entstand beispielsweise auf Basis der aufkommenden Digitalisierung die Dotcom-Blase. Aktuell sorgt gerade das Nullzinsumfeld dafür, dass immer mehr in Aktien investiert wird. Angetrieben wird diese Entwicklung zusätzlich durch den Discountbroker Robinhood, der einen scheinbar kostenlosen Wertpapier-Handel anbietet.

2. Boom-Phase

Die Verschiebung bzw. das zunehmende Investment in Aktien sorgt dann für einen Kursanstieg der entsprechenden Anlagen. Durch Medienpräsenz und Mundpropaganda kommt es zu Spekulationskäufen. Immer mehr Anleger steigen jetzt aufgrund des FOMO-Syndroms ein. FOMO steht für „Fear of Missing Out“, also für die Angst, etwas zu verpassen. Das Angebot von Robinhood erweist sich hier als eine treibende Kraft, da der Broker einen Handel ohne Gebühren anbietet.

3. Phase der Euphorie

Selbst vorsichtige Anleger werfen ihre Bedenken zusehends über Bord und investieren verstärkt, was die Kurse noch steiler steigen lässt. Dieses Phänomen basiert auf der so bezeichneten Greater Fool Theorie. Auf die Vorgehensweise von Robinhood bezogen, bedeutet das: Der tatsächliche Kurswert von Wertpapieren verliert bei der Investitionsentscheidung massiv an Bedeutung. Vielmehr wird investiert, weil Robinhood für den Handel keine Gebühren verlangt.

4. Phase der Gewinnmitnahmen

Um die Gewinne mitzunehmen, steigen professionelle Anleger in dieser Phase bereits wieder aus. Gleichzeitig strömen immer weitere neue Kleinanleger in die Anlage-Märkte. Das verhindert erst einmal den sofortigen Einbruch, da sie als Abnehmer der Aktien zur Verfügung stehen.

5. Panikphase

Das begrenzte Reservoir an neuen Anlegern, der Ausstieg von professionellen Anlegern und eine kippende Stimmung (hier: Robinhood-Thematik) lassen die Kurse am Ende steil nach unten fallen. Gleichzeitig bricht die Nachfrage ein. Die Blase ist geplatzt.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.