1x1 der Finanzen Blog

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Der Cantillon-Effekt

Durch den Einsatz von geldpolitischen Werkzeugen wie Leitzinsanpassungen werden Geldmengenveränderungen herbeigeführt. Wenn beispielsweise die Geldmenge steigt, verschieben sich die Einkommens- und Vermögensverhältnisse in einer Volkswirtschaft. Diese Bewegung schafft Gewinner und Verlierer. Diese Erkenntnis ist nun so gar nicht nach dem Geschmack der Lehrbuchökonomen. Diese erklären uns, dass Geldmengenerhöhungen eigentlich neutral sind. 

Gibt es dennoch Effekte, die hier unter den Teppich gekehrt werden?

Der irisch-französische Ökonom Richard Cantillon (1680-1734) verfasste um 1730 das Manuskript „Essai sur la  Nature du Commerce en General“. Darin zeigt er auf, dass eine Vermehrung der Geldmenge die Einkommens- und Vermögensverhältnisse unterschiedlicher Personen in unterschiedlicher Weise verändert. Denn nicht alle Menschen erhalten das neu ausgegebene Geld zur gleichen Zeit und den gleichen Anteil. Diejenigen, die als erste an die frischen Scheine kommen sind die Begünstigten. Und natürlich können Sie mit dem Fiat Money Waren und Dienstleistungen kaufen, deren Preise sich noch nicht verändert haben, es aber werden. Die Essenz daraus ist, dass die Erstempfänger des Geldes reicher, während die Spätempfänger ärmer werden. Dieser nach Richard Cantillon benannte Effekt tritt bei einer Erhöhung der Geldmenge in einer Volkswirtschaft zwangsläufig auf und führt dann letztlich zur einer Vergrößerung der Kluft zwischen Arm und Reich. Schlußendlich konzentriert sich der Großteil des Geldes in den Händen einer kleinen, elitären Minderheit. Da diese Superreichen eine gewisse finanzielle Bildung erhalten haben, wissen sie natürlich, dass sie das Geld schnellstmöglich in Vermögen (Sachwerte) umschichten müssen. Das vergrößert den Unterschied nochmals, da in Währungskrisen der Geldwert der Armen nochmals deutlich geschmälert bzw. vernichtet wird. Lediglich die Sachwerte behalten ihren Wert. Das Endergebnis ist dann, dass die Reichen das Vermögen und die Bürger die Schulden-, Forderungs- und Anspruchspapiere sprich die Geldwerte besitzen. Diese wurden bisher jedoch in fast jeder Inflation vollständig vernichtet. 

Bildquelle:

https://mattstoller.substack.com/p/the-cantillon-effect-why-wall-street
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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.