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Cost-Average-Effekt unter der Lupe: Wirklich so gut wie sein Ruf?

Die weitaus meisten Bank- und Anlageberater empfehlen ihren Kunden beim regelmäßigen Sparen, möglichst den sogenannten Cost-Average-Effekt zu nutzen. Dabei wird teilweise nahezu gebetsmühlenartig dafür geworben und darauf hingewiesen, dass der Durchschnittskosteneffekt stets mit großen Vorteilen verbunden ist. Doch ist das wirklich so? Ist der Cost-Average-Effekt so gut wie sein Ruf und beschert dem Sparer eine bessere Rendite, als wenn diese Möglichkeit nicht in Anspruch genommen wird?

Was ist der Cost-Average-Effekt und wie funktioniert er?

Zunächst einmal ist es wichtig, die Funktion des Cost-Average-Effekt zu kennen. Die Bezeichnung Durchschnittskosteneffekt macht etwas deutlicher, worum es bei dieser Maßnahme geht. Der Effekt basiert darauf, dass es im Durchschnitt günstiger ist, jeden Monat für einen festen Euro-Betrag Fondsanteile oder andere Wertpapiere zu erwerben, als sich darauf festzulegen, jeden Monat eine bestimmte Anzahl bzw. Stückzahl zu kaufen.

Der Gedanke dahinter ist, dass bei relativ günstigen Kursen aufgrund der Festlegung auf einen bestimmten Euro-Betrag mehr Anteile erworben werden, als es bei hohen Preisen der Fall ist. Das bedeutet, dass Sie in dem Fall beispielsweise Fondsanteile zu einem durchschnittlich günstigeren Einkaufskurs erwerben, als wenn Sie sich dafür entscheiden, eine feste Anzahl von Anteilen zu kaufen. Der Cost-Average-Effekt kommt also beim regelmäßigen Sparen zum Tragen.

Funktioniert der Cost-Average-Effekt wirklich?

Die zuvor beschriebene Funktionsweise des Cost-Average-Effektes führt dazu, dass Sparer durchschnittlich weniger Kosten beim Kauf von Anteilen an Fonds, Aktien oder auch im Bereich der Edelmetalle haben. Geringere Kosten wiederum führen automatisch im Vergleich zu einer besseren Rendite, als wenn der Durchschnittskosteneffekt nicht genutzt wird. Die Funktionsweise des Cost-Average-Effekt auf dieser Grundlage ist somit nachweisbar. 

Allerdings gilt dies tatsächlich ausschließlich beim Vergleich zwischen regelmäßigem Sparen einerseits auf einer festen Anzahl monatlicher Anteile basierend und auf der anderen Seite der Alternative, jeden Monat für einen definierten Euro-Betrag Anteile zu erwerben. Nicht pauschal wirksam ist der Cost-Average-Effekt allerdings, wenn man ihn und damit das regelmäßige Sparen mit einer Einmalanlage oder dem Aufteilen des Kapitals auf mehrere Zeiträume vergleicht.

Führt der Cost-Average-Effekt zu einer besseren Rendite als eine Einmalanlage?

Wenn Bank- und Anlageberater in der Praxis den Cost-Average-Effekt hervorheben und ihren Kunden als großen Vorteil präsentieren, wird oftmals nicht nur ein Vergleich zwischen den zwei zuvor erläuterten „Spar-Modellen“ gezogen. Nicht selten möchten die Berater ihren Kunden zudem weismachen, dass der Cost-Average-Effekt auch im Vergleich zur Einmalanlage Vorteile hat. Allerdings hinkt ein derartiger Vergleich, da sich regelmäßige Sparen hinsichtlich der Kosten und somit auch des Cost-Average-Effektes im Grunde nicht mit einem einmaligen Investment vergleichen lässt. Hier wäre es tatsächlich so, dass die bekannten Äpfel mit Birnen verglichen werden. Aus dem Grund kann es keine seriöse Renditeberechnung sein, wenn man regelmäßiges Sparen unter Nutzung des Cost-Average-Effektes mit dem einmaligen Investment in Aktien, Fonds oder Edelmetallen vergleicht.

Anlage in Edelmetalle: Einmalig investieren oder Kapitals auf verschiedene Zeiträume aufteilen?

Manchmal nutzen Anlageberater den Cost-Average-Effekt als Argument im Rahmen einer Beratung, ob Edelmetalle einmalig erworben werden sollen oder der Anleger sein Kapital besser in mehreren Schritten investiert, indem er die zur Investition zur Verfügung stehende Summe zum Beispiel auf zwölf Monate aufgeteilt. In dem Zusammenhang kann zwar eigentlich nicht vom regelmäßigen Sparen gesprochen werden, aber dennoch wird nicht selten an dieser Stelle mit dem Durchschnittskosteneffekt argumentiert.

Das Problem besteht darin, dass im Grunde weder Berater noch Anleger wissen, wie sich die Preise bzw. Kurse beispielsweise in den nächsten zwölf Monaten entwickeln und wann somit der beste Einstiegszeitpunkt ist. Es kann sein, dass zum Beispiel beim geplanten Investment in Höhe von 50.000 Euro „zufällig“ zu dem Zeitpunkt investiert wird, an dem die Gold- oder Silberpreise – auch anschließend rückblickend nach zwölf Monaten betrachtet – am günstigsten waren. Es kann allerdings genauso passieren, dass der Anleger letztendlich auf einem recht hohen Niveau gekauft hat, weil die Preise in den nächsten Monaten (deutlich) gefallen sind. Dann wäre es definitiv die bessere Alternative gewesen, das insgesamt zur Verfügung stehende Kapital in Höhe von 50.000 Euro zum Beispiel auf zehn Monate zu verteilen, indem jeden Monat für 5.000 Euro Gold- oder Silberbarren erworben werden.

Wer vor einem solchen Hintergrund dennoch mit dem Cost-Average-Effekt argumentiert, handelt im Grunde genommen nicht wirklich seriös. Dennoch kann es – fernab des Durchschnittskosteneffektes – sinnvoll sein, zur Verfügung stehendes Kapital nicht auf einen Schlag in Gold oder Silber zu investieren, sondern tatsächlich nach und nach eine „kleinere“ Summe anzulegen und auf diese Weise kontinuierlich Reserven zu bilden.

Regelmäßige Reservebildung in Gold und Silber empfehlenswert

Unabhängig davon, ob der Cost-Average-Effekt tatsächlich sein Versprechen hält oder nicht, ist der regelmäßige Kauf von Gold oder Silber sehr empfehlenswert. Dies gilt insbesondere im Rahmen der Reservebildung. Wenn Sie eine gute Finanzplanung haben, dann steht Ihnen jeden Monat etwas Kapital zur Verfügung, welches Sie zur Bildung zu Reserven nutzen können. Natürlich müssen Sie nicht unbedingt jeden Monat beispielsweise 300 Euro in Gold oder Silber investieren. Stattdessen macht es Sinn, die Reserven zum Beispiel über einen Zeitraum von drei Monaten zu sammeln, um dann etwas höhere Summen anlegen zu können. 

Wenn Sie sich grundsätzlich überlegen, in welcher Form Sie Ihre Reserven bilden möchten, stehen Edelmetalle sicherlich mit an erster Stelle. Schon seit vielen Jahrhunderten hat sich Gold als Reservewährung etabliert, denn es gilt als inflationsgeschützt und krisensicher. Immer mehr Anleger entdecken daher besonders physische Edelmetalle auch als wesentlichen Teil ihrer späteren Altersvorsorge.

Fazit zum Cost-Average-Effekt

Der Durchschnittskosteneffekt funktioniert nur dann, wenn Sie tatsächlich beim regelmäßigen Sparen das monatliche Kaufen einer festen Anzahl von Anteilen dem monatlichen Sparen für einen festen Euro-Betrag gegenüberstellen. In nahezu allen anderen Bereichen und Situationen kann der Cost-Average-Effekt sein Versprechen meistens nicht einhalten, nämlich zu einer besseren Rendite zu führen. Unabhängig davon ist dennoch empfehlenswert, monatlich bzw. regelmäßig Edelmetalle wie Gold und Silber zu kaufen. Hier sollte allerdings in erster Linie das Bilden von Reserven im Vordergrund stehen und nicht die Nutzung eines eventuellen Durchschnittskosteneffektes, der oftmals in der Form nicht zu einer höheren Rendite führt.

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Autor: Ronny Wagner

Ronny Wagner ist Finanz-Blogger, Geldcoach, Inhaber des Edelmetallhändlers Noble Metal Factory und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er widmet sich seit 2008 dem Thema „Finanzbildung“ und hält das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist sein Ziel, Menschen in finanziellen Fragestellungen auszubilden, um dadurch ein Leben in Wohlstand zu erreichen.